Archive for November, 2022

IM 70.3 WM in St.George 29.10.2022

Posted by on Freitag, 4 November, 2022

Von Daniel

Von Sacramento aus ging es mit Sack und Pack über einen Zwischenstopp in Los Angeles (Rückflug unserer Tochter) weiter zur WM nach St.George. Wir sind am Mittwochabend in St.George angekommen, schnell noch die Anmeldung im Ironmanvillage in der Stadtmitte erledigt und dann mit Athletenband zur Abendveranstaltung. Ich hatte nicht berücksichtigt das St. George in einer anderen Zeitzone liegt, so wurde aus 17:00 Uhr in Nevada plötzlich 18:00 Uhr in Utah. Die Veranstaltung im Conventioncenter, 4000 Athleten sind am Start, war schon in vollem Gange. Meine Frau und mein Sohn sollten dann noch pro Nase 45,-$ bezahlen. Nee, machen wir nicht!!! 800 $ für den Startplatz sind wohl mehr als genug…. Da die Amerikaner etwas lockerer mit den Kontrollen sind, haben wir uns einer Gruppe angeschlossen und sind ohne bezahlen reingekommen. Was gab es Leckeres? Nudeln und Salat, Cola, Fanta, Sprit und Wasser. Gott sei Dank haben wir nicht bezahlt. Die Veranstaltung an sich war ein Hoch auf Ironman und seine Sponsoren, das sieht man ja mittlerweile bei den Messen vor Ort. Als Aussteller präsentieren sich nur noch Ironman, Hoka und Ryzon….., das fand ich in Frankfurt schon nicht so toll. Das war die Welcome Party, Abendessen auf Kosten des Veranstalters und noch ein paar Coladosen gebunkert.

Da dieser WK an sich einer zum Genießen sein sollte, haben wir es entspannt angehen lassen. Donnerstag kurzer Abstecher ins Ironmanvillage, ja ein Eventshirt muss drin sein. Dann ging es ab in den Zion National Park, 2 Std. Wandern im Canyon.

Am Freitag ist Raceday der Frauen, nach Frühsport und kurzem Radcheck ging es in die City. Die Profifrauen sind schon auf der Laufstrecke unterwegs. Auch hier, wie schon in Sacramento, war leider nicht so viel los. Freitag ist halt Arbeitstag und die Amis können sich wohl nur für Basketball, Eishockey, Football und Baseball begeistern. Wir haben jedenfalls Alarm gemacht, beste deutsche war auf Platz 10 Anne Reischmann. Für den Nachmittag war die Radabgabe an der Schwimmstrecke etwas außerhalb der Stadt. Am Sand Hollow, der einzige See weit und breit, wurde es dann etwas voller. Zurück zum Hotel, Abendessen, Sachen zurechtlegen und Füße hoch. Beim Checken der Mails musste ich mich kurz kneifen, bei einem Bild Online Gewinnspiel habe ich einen Startplatz für Roth 2023 gewonnen, auch das noch!!! Nächstes Jahr ist definitiv Schluss.

Raceday, die Abfahrt zum Start war wieder mit Schulbussen organisiert und von Ironman entsprechend der AK und den Startzeiten vorgegeben. Die Hotels waren auf das Event vorbereitet, so gab es zeitig was zu frühstücken. Früh morgens wieder richtig kalt und dunkel, zum Start der Profis gegen 7:30 Uhr ging gerade die Sonne auf. Ich war erst Startgruppe 9, 8:50 Uhr dran.

Wassertemperatur unter 17 Grad und das lange Warten haben mich doch etwas frieren lassen. Vor mir waren die AK 55-59 im Wasser, kurze Pause und dann wir. Nach uns waren die AK 25-29 ins Wasser gelassen worden. Auch hier habe ich mich etwas weiter vorn einsortiert. Das half aber nichts, nach ca. 700 m kam die junge Garde durch das Wasser gepflügt und es entwickelte sich ein Kampf ums Überleben. Schön ist anders und mit viel Wasser im Hals und dicken Backen war ich froh nach 39 min endlich raus zu sein.

Wieder haben Helfer auf dem Weg zur WZ den Neo ausgezogen, Klasse ich hätte wohl ewig gebraucht. Socken, Schuhe, Helm und Armlinge anziehen war nicht so leicht mit zitternden Händen, ich war wohl etwas unterkühlt. Weil mir das so lange dauerte (8 min), habe ich die Radweste weggelassen. Schön blöd. Die ersten 30 min habe ich auf dem Rad gefroren, vom See ging es wellig in die Fläche und dann Richtung St.George.

Eine Runde war zu fahren, ständig auf und ab, kein Rhythmus möglich. Irgendwann war endlich die Sonne so hoch, das mir etwas wärmer wurde. Ich bin nicht am Limit gefahren, die Strecke war total voll. Überholen war schwierig und Abstände konnte man gar nicht einhalten. Ich finde, so geht das nicht. Kampfrichter habe ich keine gesehen, die hätten ja auch jeden zweiten bestrafen müssen!!! Das Highlight war dann ein nicht endender Anstieg bei 70 km (6 km lang und die Übersetzung am Limit) in einem Nationalpark oberhalb der Stadt. Jetzt nur noch bergab in die WZ im Stadtzentrum und nach 2:30 Std habe ich das Rad abgegeben. Der Wechsel ging fix, ich war auf Betriebstemperatur. Die Straßen waren voll, voll mit Athleten und voll mit Zuschauern. Super Sache….

Die Laufstrecke ging gleich 4 km bergauf, oben angekommen über einen Golfplatz und dann bergab zurück in die City. Meine erste Runde war verhalten, in der zweiten Runde habe ich etwas beschleunigt. Mit 1:39 Std ging es in den Zielkanal, Atmosphäre aufsaugen und fertig. Recht entspannt und mit einer Endzeit von 4:59 h war ich auf Platz 104 von 426 in der Ak und Platz 1.536 von 3.551 Startern gelandet. Da der Zielbereich sehr überfüllt war, haben wir den Tag am Hotelpool ausklingen lassen und uns schon auf die nächsten Tage gefreut.

Las Vegas und der Grand Canyon waren noch eingeplant und ein weiteres Highlight unserer Reise bevor es wieder nach Hause ging. Eins steht fest, die Reise hat sich gelohnt. Ich muss mein Karriereende zwar ein Jahr verschieben. Alles was jetzt noch kommt ist Zugabe. Aloha.

 

 

 

IM California in Sacramento 23.10.2022

Posted by on Freitag, 4 November, 2022

Von Daniel

Meine/unsere Reise zum Ironman California 2022 begann im Jahr 2019. Wiederkehrende Achillessehnenreizungen, verbunden mit Laufpausen, mal rechts, mal links behinderten die Vorbereitungen zu meinem Ironman Triple (Kraichgau, Frankfurt, Hamburg). Das führte zu einem unbefriedigten Ergebnis in Frankfurt und der Erkenntnis das mein Körper nicht mehr das leisten kann, was mein Kopf möchte. Zum Abschluss meiner ambitionierten Triathlon Zeit im Jahr 2020 sollte es eine schöne Veranstaltung in Übersee sein und ein allerletztes Mal Frankfurt (die Hoffnung stirbt zuletzt). Also wurden Startplätze für IM St.George, 70.3 Kraichgau und IM Germany gebucht. Dann nahm das Schicksal seinen Lauf, im Zeitraffer: – Aug. 2019 Achillessehnenanriss rechts 8 Wo. Laufpause und kein Berlin Marathon (wäre der 21. gewesen); – Jan. 2020 verstirbt mein Vater; – März 2020 Corona legt alles lahm; – Absage sämtlicher Sportveranstaltungen für 2020, für mich zum Glück, kein Schwimmen, kein Training, ich hätte aufgrund der Achillessehnenreizungen gar nicht starten können; – Sept. 2020 kann nicht mal schmerzfrei gehen, 4 Monate Laufpause; – Feb. 2021 starte ich wieder mit 3×20 min Läufen die Woche. Wären die ausstehenden Startplätze nicht so teuer gewesen, ich hätte keinen Wettkampf mehr gemacht. Ironman hat mir natürlich Angebote zum Umbuchen gemacht, so habe ich den Ironman California (Oktober 2021) ausgewählt. Konnte 70.3 Kraichgau in 70.3 Zell am See (August 2021) umwandeln und den IM Germany auf 2022 legen. Nach Zell am See bin ich als Tourist gefahren und habe, für meine Verhältnisse untrainiert, überraschend als 12. Ak einen Slot für die WM 70.3 St.George 2022 bekommen. Was gibts schöneres als die Karriere mit einem WM Rennen zu beenden, so dachte ich. Am IM California 2021 hätte ich aufgrund des Einreiseverbotes nicht teilnehmen können, bloß gut, denn der WK wurde am Morgen wegen schlechten Wetters abgesagt. Meinen Startplatz konnte ich ins Jahr 2022 legen und der Terminplan meinte es gut mit mir. Da war sie endlich meine/unsere Eventreise und ein WM Rennen zum Abschluss, am 23.10. IM California in Sacramento und am 29.10. IM 70.3 WM in St.George. Auch 2022 blieb ich von Verletzungen/Krankheiten wieder nicht verschont und habe die vergangenen 3 Jahre fast mehr Zeit beim Physiotherapeuten verbracht als trainiert. Im Januar Muskelfaserriss in der Wade links, 3 Wochen Pause waren wohl zu kurz, so musste ich im April/Mai auf Anraten meines Arztes 6 Wochen Pause einlegen.

Das Ergebnis zum IM Germany habe ich ja schon beschrieben.

Die Vorbereitungen zu den WK im Oktober wollte ich 4 Wochen nach Frankfurt starten. Was passiert…, Ende Juli haut mich Corona total um. Eine Woche halb tot zu Hause gelegen, und in der Folge noch lange müde und erschöpft bei kleinen Anstrengungen. Ich wollte und musste trainieren, alles ganz moderat, keine Intervalle und keine langen Einheiten. Der 70.3 in Erkner sollte ein Belastungstest werden, was mein Herz-Kreislaufsystem und der Körper überhaupt noch leisten kann. Ich war positiv überrascht, anstrengend aber alles in Ordnung. Wade und Rücken haben zwar wieder gezwickt und in 4 Wochen kann man eh nichts mehr reißen, so bin ich mit meiner Familie ohne Erwartungen am 20.10. nach USA geflogen.

Jetzt endlich zum Ironman California. Nach gefühlten 30 Std. Reisezeit über San Francisco, mit dem Auto dann nach Sacramento, am Freitag das übliche Prozedere der Anmeldung und Athleten Briefing. Viele Athleten nahmen am Briefing nicht teil, obwohl laut Sprecher fast 4000 Starter angemeldet waren. Da habe ich das erste Mal geschluckt, Frankfurt mit fast 3000 war schon voll. Aber eins können die Amerikaner, organisieren. Ich habe die fast 4000 Starter nicht einmal als Belastung oder Gedränge erlebt. Freitag noch etwas Sightseeing in Sacramento. Samstag Rad einchecken, Beutelabgabe und mit den Örtlichkeiten vertraut machen. Abends noch zum Basketball, Sacramento Kings vs LA Clippers.

Für den WK hatte ich ja keine Erwartungen… Raceday, der Wecker klingelt 03:30 Uhr. Im Hotel schnell Kaffee und Nutella Toast für alle und dann los. Die Wechselzone im Baseballstadion ist schon gut besucht, Verpflegung ans Rad und ab zum Schwimmstart. Mit den Schulbussen der Stadt werden alle Athleten und Begleiter zum Start gefahren, kann sich Frankfurt mal ein Beispiel nehmen. Es war sehr kalt früh und bis zum Start dunkel. Nach Nationalhymne erfolgte der Start zum Sonnenaufgang pünktlich 7:30Uhr.

Geschwommen wurde bei 17 Grad im American River und Sacramento River, was mir sehr entgegenkam. Nach den Erfahrungen von Erkner und dem Austausch mit Olaf habe ich mich in einer vorderen Startgruppe eingereiht, das war eine gute Entscheidung. Dementsprechend ist die Schwimmzeit auch einzuordnen, 58 min. (Wahnsinn). Schwimmausstieg am Baseballstadion, Ufer hoch und dann gibt es Helfer die einem den Neo vom Körper reißen, schneller gehts nicht. Langer Weg ins Stadion, umziehen und ab aufs Rad. 90 km a 2 Runden, sehr flache Strecke waren zu absolvieren. Der Sprecher hatte es schon angekündigt, Wind ohne Ende!!! Bei mittlerweile Temperaturen um 20 Grad Celsius 45 km mit Wind und 45 km gegen Wind, ich hatte nur das Ziel die Oberschenkel nicht blau zu fahren. Mit Wind waren 45-47km/h und gegen Wind mit Mühe 20km/h auf dem Display. Einige Böen haben zu Stürzen geführt. Ich bin gut durchgekommen, habe mich unterwegs ausreichend verpflegt und viel getrunken. Nach 5:30 Std. (10. Radzeit Ak) zurück zum Wechsel.

Schuhe an und los. Beim Loslaufen bekam ich die Information Platz 12 Ak von meiner Familie. Die Laufstrecke flach aber sehr windanfällig, zwei Wendepunkte waren anzulaufen bevor es in die City ging, wo noch 2 Runden a 1,5 km ums Capitol absolviert werden mussten. Alles sehr einsam, kaum Leute an der Strecke. Ich wollte konstant 5 min/km laufen und sehen wie weit das funktioniert. Erstaunlicher Weise ging es ganz gut, mal drunter, mal drüber je nach Wind. Aufgrund meiner frühen Startgruppe beim Start war die Strecke echt leer, ich hatte manchmal das Gefühl ganz vorn zu sein. An den Wendepunkten kamen mir die führenden Frauen entgegen, jetzt fing ich langsam an zu überlegen, wo im Rennen ich mich eigentlich befinde. Meine Motivation wurde geweckt, leider musste ich unterwegs einmal auf die Box (Magen entleeren). Nach 25 km stieg dann auch noch meine Uhr aus, jetzt Rennen nach Gefühl. „Good Job“ und „Keep Pushing“ riefen die vereinzelt stehend Leute am Streckenrand. Erst ca. 5km vor dem Ziel hatte ich wieder Kontakt zur Familie, Platz 7. Ak war die Info. Jetzt hat’s im Kopf gerattert, geht doch was mit „Hawaii“? Ich habe mich vorher nicht bewusst damit befasst, wie viele Starter in der Ak, wie viele Slots… Den Schmerz ausblenden und alles geben, die hinteren Oberschenkel fangen an zu ziehen, bloß keine Krämpfe. Die zwei Runden in der City waren schon fast im Tunnel, 400m vorm Ziel war es dann doch soweit, Krampf – kurzes Stehen, Klopfen, Dehnen, weiter gehts, ich habe keine Zeit. Nach 3:35 Std. ins Ziel und zum ersten Mal das Gefühl, alles was möglich war, gegeben zu haben. Dank Live Tracking sofort die Info 10:20 Std. und Platz 6 Ak. Ich war fertig, die Sonne ging schon langsam unter, es wurde wieder kälter. Wie die vielen anderen Starter noch in der Dunkelheit das Rennen beenden konnten, haben wir nicht mehr erlebt. Mit Schüttelfrost und entkräftet hat mich meine Familie wieder ins Hotel gebracht.

Montag 9:00 Uhr Frühstück, Siegerehrung und Slotvergabe vorm Capitol. Im Freien bei 10 Grad und Buritos zum Essen, typisch Amerikaner. Naja mir war immer noch kalt, erst als die Sonne am Gebäude vorbeigekommen war, ging es. Die Slotverteilung lag aus, AK 50-54 6 Plätze!!! Verrückt, kein Bangen, kein Zittern, ich habe mir meinen Slot erkämpft, nach allem was in den letzten Jahren so passiert ist. Ich habe das nicht mehr für möglich gehalten, bei dem für meine Verhältnisse wenigen Training, vielleicht bzw. sehr wahrscheinlich war das der Schlüssel zum Erfolg. Mein letzter Wettkampf wird das WM Rennen auf Hawaii 2023. Ab ins Auto und weiter zur WM nach St.George…..