PolskaMan Wolstzyn, 17. August 2013
von THOMAS: Am 17.8. war es endlich soweit. Nach fast einem Jahr unter Falks (Fern-)Fuchtel und einem wirklich intensiven und vor allem umfangreichen Trainingsplan, wollte ich mir und eben auch allen, die unter meinen Trainingszeiten „gelitten“ haben zeigen, dass das alles nicht umsonst war, ich perfekt vorbereitet bin und mal wieder eine Mitteldistanz rocken kann.
Meine Frau und ich starteten Freitag Mittag gen Polen zum geplanten Saisonhöhepunkt und kamen pünktlich zur Wettkampfbesprechung an.
Insgesamt 6 Deutsche waren dort noch vor Ort, starteten allerdings auf der Langdistanz oder beim Quadrathlon. Gegen 19:00 Uhr checkten die Starter über die Lang- und Mitteldistanz die Räder ein und ich war somit eine Sorge los. Zu unserem Glück, hatte das unmittelbar – und ich meine wirklich unmittelbar – an bzw. neben der Wechselzone befindliche Hotel meine Email aus dem Januar als Buchungsanfrage gewertet, sodass wir trotz vollem Haus ein Zimmer bekamen.
Am nächsten Morgen hieß es dann gegen 7:30 Uhr aufstehen, in Ruhe frühstücken, Wechselzone bestücken und entspannt auf den Start warten.
Um 10 Uhr fiel der Startschuss und ich ins Moosgrüne Wasser. Die Sichtweise beschränkte sich auf 20cm. Das Wasser schmeckte oder roch jedoch keineswegs dreckig. Nach nur wenigen Metern wechselte ich dann in gewohnter Weise von Kraul auf Brust, da ich mich völlig orientierungslos im Kreis drehte und vom Rest des Feldes wegschwamm (also immer noch Baustelle für mich) . Der Rest der 1,9km verlief unspektakulär und nach 50 Minuten war ich einigermaßen zufrieden wieder aus dem moosgrünen Wasser. Die Pflicht war erledigt, jetzt kam die Kür!
Den Wechsel habe ich für meine Verhältnisse flott hinbekommen, freute mich riesig auf die Radstrecke, da ich dank der vielen Berge in Italien und etlicher Einheiten hier beim Radfahren dieses Jahr ordentlich zugelegt habe. Und so ging es flott in die erste der 3 zu absolvierenden Runden auf der 15km-Hin-und-Rück-Strecke. Für polnische Verhältnisse war die Strecke okay, vor allem aber komplett gesperrt. Auf den ersten 15km leichter Rückenwind, zurück das Programm von vorn. Egal, es lief!
… leider nicht mehr lange! Nach knapp 40km zog sich ein Brennen von der linken Pobacke bis runter in die Wade. Das Linke Bein war fast wie paralysiert. Ich konnte nicht mehr drücken… Also ließ ich das rechte Bein arbeiten und links mitlaufen. Wieder eine Erkenntnis, wofür der „Quatsch“ beim Spinning im Fitnessstudio gut sein kann. Irgendwann kam wieder Leben ins Bein, die Kraft blieb weg. Zusätzlich wurde ich auf den geraden Passagen mit immer stärker werdenden Gegenwind konfrontiert. V-max: 25 km/h – ich hätte heulen können. Ich eierte über die Strecke – im Training lief das ganz anders – freute mich inzwischen jedoch nicht mehr aufs Laufen, Schwung und Freude vom ersten Wechsel waren weg. Radzeit 2:50h …
Die Laufstrecke verlief vom See ins wirklich schöne Zentrum von Wolsztyn und von dort wieder zum See, eine schöne Promenade entlang und über eine sonnige Asphaltstraße bis zum Wendepunkt aus der Stadt hinaus. Passanten und Cafebesucher bejubelten und applaudierten uns Teilnehmern, das gab wieder etwas Kraft. Leider hielt das bei mir nicht lange vor. Die Umstellung zum Laufen bereitete mir wie bereits in den Koppeleinheiten trainiert keinerlei Schwierigkeiten. Allerdings war die Kraft weg, die Beine leer. Während ich den Gedanken an eine neue Bestzeit schon auf dem Rad verworfen hatte, schlichen sich jetzt Zweifel ein, ob ich es dieses Mal überhaupt schaffen würde. Wie üblich motivierte ich mich mit dem Gedanken an die Versorgungsstellen…
Futter als Motivation – wie bei der Hundeerziehung…
Ich lief, ich ging, ich trank, überholte, wurde selbst überholt (wahrscheinlich häufiger), dachte daran aufzuhören. Aber Aufgeben? Never! Ich arrangierte mich mit meinem neuen „Laufstil“, kämpfte gegen die Wadenkrämpfe, dehnte und staakste über den Kurs. Immer schön gleichmäßig die Füße aufsetzen, dann wirds schon klappen. Tempowechsel, z.B. bei Entgegennahme eines Bechers wurden umgehend mit Krämpfen bestraft. Nach 2:15h war ich durch, mit mir und der Welt fertig. Zur Belohnung gab es (neben dem Finishershirt) ein Handtuch, die wohl größte Medaille der Welt, einen Becher Wasser und die Erkenntnis, dass das dieses Jahr wohl alles für die Katz war. 6:02h – noch schlechter als das Disaster beim „Berlin Man“…
Mitteldistanzen scheinen mir wohl doch eine Nummer zu groß zu sein, sodass ich mich zukünftig maximal auf Wettkämpfe über die olympische Distanz konzentrieren, wahrscheinlich jedoch wohl erst einmal ein komplett Triathlonwettkampffreies Jahr einlegen werde. Läufe sind ja immer drin… Sportlich hat mich dieses Jahr sicherlich weitergebracht, auch wenn ich das jetzt nicht mit einer vernünftigen Zeit belegen konnte. Der Stress, die Hektik, die mit den Umfängen des Trainings einhergingen sind für mich als flexibel und gerne auch mal länger arbeitenden, täglich pendelnden Familienvater nur schwer vereinbar. Mit anderen Worten: Das ist es mir im Moment nicht Wert. Ich werde jetzt laufen, wenn mir nach Laufen ist, Rad fahren wenn mir danach ist und mich vielleicht, aber wirklich nur vielleicht zum Schwimmen zwingen und wieder stressfrei Spaß am Sport haben.
Bis die Tage, Thomas
Platz. 6 (AK)
Swim: 00:51:10 (30)
T1: 00:01:47
Bike: 02:49:51 (20)
T2: 00:03:30
Run: 02:15:53 (26)
Gesamt: 06:02:11 ( 23)